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Sprache fördern im Alltag:

5 Wege, wie Eltern echte Sprachräume für ihre Kinder schaffen können

von Dirk Piepho

 

 

Sprache ist ein Schlüssel – zu Denken, zu Freundschaft, zu Bildung und zur ganzen Welt.
Doch dieser Schlüssel wird nicht einfach mitgegeben.
Kinder brauchen eine Umgebung, in der Sprache lebt, in der sie entdecken, spielen und lernen können – genau wie das Motto des Europäischen Tags der Logopädie 2025 es auf den Punkt bringt:
„Spielen – entdecken – Sprache fördern! Ein sprachreiches Umfeld für jedes Kind.“

 

Viele Eltern möchten genau das tun – aber oft bleibt im Alltag Unsicherheit zurück:
„Rede ich genug?“
„Mache ich das richtig?“
„Wie kann ich Sprache fördern, ohne Druck aufzubauen?“

Dieser Beitrag zeigt dir fünf konkrete Wege, wie du ganz nebenbei zur besten Sprachbegleitung für dein Kind wirst – verständlich erklärt, mit vielen Beispielen, praktischen Tipps und auch einem ehrlichen Blick auf typische Stolpersteine.

 

1. Sprache im Alltag: Dein Handeln und das deines Kindes begleiten

Kinder lernen Sprache durch Nachahmung – und durch das, was sie hören, wenn sie aktiv die Welt erleben.
Deshalb ist es so wichtig, dein eigenes Handeln sprachlich zu begleiten – aber auf eine bewusste, ruhige Art.

Wie geht das gut?

  • Wenn du deinem Kind die Jacke anziehst, könntest du sagen: „Ich helfe dir. Hier ist dein linker Ärmel... jetzt der rechte. Prima, das hast du gut gemacht!“
  • Wenn dein Kind spielt: „Oh, du stapelst die Klötze ganz hoch! Der Turm wird ja riesig! Mal sehen, ob er stehen bleibt...“

Worauf du achten solltest:

  • Sprich ruhig und nicht zu schnell.
  • Keine Dauerberieselung: Erzähl nicht alles durchgehend – lass immer wieder kleine Pausen, damit dein Kind Eindrücke verarbeiten oder selbst etwas sagen kann.

Schlechtes Beispiel:
(Dauertext ohne Pause)
„Jetzt zieh ich dir die Jacke an und dann machen wir die Schuhe und dann gehen wir schnell raus und dann fahren wir zum Einkaufen und dann kaufen wir Äpfel und Bananen...“
Zu viel auf einmal! Dein Kind verliert den Faden.

Guter Tipp:
Stell dir vor, du moderierst sanft eine Entdeckungsreise – nicht einen Radiobeitrag.
Wenige Worte reichen oft – und machen neugierig.

 

2. Aktives Zuhören: Mehr als nur Hinhören

Echtes Zuhören ist die Grundlage für jedes Gespräch.
Beim aktiven Zuhören geht es darum, dem Kind zu zeigen:
„Was du mir sagst, ist wichtig. Ich nehme es ernst.“

Techniken des aktiven Zuhörens:

  • Zuwendung: Blickkontakt, in die Hocke gehen, volle Aufmerksamkeit.

  • Wiederholen und Bestätigen: Dein Kind sagt: „Der Hund ist gefallen!“ Du wiederholst ruhig: „Ja, der Hund ist hingefallen. Autsch!“ ➔ Das zeigt Verständnis und gibt sprachliche Rückmeldung.

  • Offene Fragen: Statt nur zu sagen „Oh“, frage: „Was hat der Hund dann gemacht?“

  • Gefühle spiegeln: „Der Hund war bestimmt erschrocken, oder?“

Warum ist das so wichtig?
Weil Kinder so lernen, dass ihre Gedanken zählen. Sie entwickeln Mut, sich sprachlich auszudrücken – selbst wenn die Sätze noch unvollständig sind.

Schlechtes Beispiel:
Kind: „Ich hab heute... Baum... gefallen...“
Erwachsener (ohne Blick, am Handy): „Aha.“

➔ Botschaft an das Kind: „Was du sagst, interessiert nicht wirklich.“

Gutes Beispiel:
Kind: „Ich hab vom Baum gefallen!“
Erwachsener (zuwendend, nickend): „Oh nein, du bist vom Baum gefallen! Hat es wehgetan? Erzähl mir davon.“

 

3. Offene Fragen stellen und zum Erzählen ermutigen

Offene Fragen sind Fragen, die mehr als nur „Ja“ oder „Nein“ als Antwort zulassen.
Sie laden zum Erzählen, Denken und Fantasieren ein.

Beispiele für offene Fragen:

  • „Was hast du heute im Kindergarten gemacht?“
  • „Wie fühlte sich der Sand an, als du drin gespielt hast?“
  • „Was würdest du machen, wenn du zaubern könntest?“

Warum sind offene Fragen so wirkungsvoll?
Sie geben deinem Kind die Möglichkeit, seine Gedanken in Worte zu fassen, neue Wörter auszuprobieren und eigene Geschichten zu entwickeln.

Schlechtes Beispiel:
„War alles gut heute?“
➔ Antwort: „Ja.“
Gespräch beendet.

Gutes Beispiel:
„Was hat dich heute am meisten gefreut?“
➔ Antwort: Oft eine ganze kleine Erzählung.

Wichtig:
Auch hier gilt: Geduld haben.
Manchmal brauchen Kinder ein bisschen Zeit, um ihre Antwort zu finden.

 

4. Bücher, Lieder und Reime lebendig nutzen

Bücher sind Sprachschätze – wenn sie lebendig gelesen werden und nicht nur vorgelesen wie ein Automat.

Wie geht das?

  • Bilder betrachten und darüber sprechen: „Was macht der kleine Hase da? Wohin läuft er wohl?“
  • Fragen zum Text stellen: „Warum glaubst du, dass der Löwe traurig ist?“
  • Geschichten weiterspinnen: „Was denkst du, passiert auf der nächsten Seite?“
  • Lieder singen und mit Bewegungen verbinden: Lieder wie „Alle meine Entchen“ mit Armbewegungen begleiten – das fördert nicht nur Sprache, sondern auch Rhythmusgefühl.

Schlechtes Beispiel:
Schnelles, monoton heruntergelesenes Buch, während der Fernseher läuft.

➔ Das vermittelt: „Sprache ist langweilig, nicht wichtig.“

Gutes Beispiel:
Gemeinsames Staunen, Lachen, Rätseln beim Lesen.
➔ Das vermittelt: „Sprache ist spannend und voller Entdeckungen.“

Besonderer Tipp:
Reime und Kinderverse sind echte Trainingslager für die Sprachmelodie. Schon kurze Reime („Hoppe, hoppe Reiter“) helfen Kindern, Sprachrhythmus und Satzbau zu fühlen.

 

5. Raum geben: Pausen zulassen und nicht alles vorwegnehmen

Sprache braucht nicht nur Wörter – sie braucht auch Raum zum Entstehen.

Wichtig ist:

  • Nicht immer sofort korrigieren.
  • Nicht immer selbst zu Ende sprechen.
  • Stille aushalten können, bis das Kind selbst Worte findet.

Beispiel:
Kind (überlegt, stockt): „Und dann... und dann... Ball... runter...“
Erwachsener wartet, nickt ermutigend.
Kind fährt fort: „Ball runter... und Hund hat geholt!“

➔ Das Kind hat die Geschichte selbst erzählt, in seinem Tempo.

Schlechtes Beispiel:
Kind (überlegt): „Und dann...“
Erwachsener unterbricht: „Ja, dann ist der Ball runtergefallen und der Hund hat ihn geholt, stimmt’s?“

➔ Das nimmt dem Kind die Chance, eigene Sprache zu entwickeln.

Warum ist das Raumlassen so wichtig?
Kinder brauchen Gelegenheit, Sprache zu formen – Fehler eingeschlossen.
Durch eigenes Sprechen verinnerlichen sie Grammatik, Satzbau und Sprachgefühl.

 

Fazit: Du bist die wichtigste Sprachwelt deines Kindes

Sprachförderung passiert nicht in besonderen Momenten – sondern jeden Tag, im Kleinen.
Beim Anziehen. Beim Abendessen. Beim gemeinsamen Lachen über eine Blume am Wegesrand.

Deine wichtigsten Werkzeuge sind:

  • Bewusstes Begleiten mit Sprache,
  • Echtes Zuhören,
  • Neugier auf das, was dein Kind denkt und fühlt,
  • Geduld für Pausen und Fehler,
  • Freude an Geschichten und Liedern.

Und ja, manchmal klappt das nicht perfekt.
Manchmal ist der Tag zu hektisch, manchmal sind wir müde.

Das macht nichts.
Wichtig ist, immer wieder kleine Sprachinseln zu schaffen.
Immer wieder echtes Interesse zu zeigen.
Immer wieder zu spielen, zu entdecken – und Sprache wachsen zu lassen.

So entsteht eine Umgebung, in der dein Kind nicht nur reden lernt.
Sondern in der es seine Welt mit Worten gestalten kann.

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